Zölibat

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Max Barascudts Im Scriptorium.jpg

Grundsätzlich

Wie steht ihr zum Zölibat? Wir, d.h. die KKD und die Mitgliedskirchen akzeptieren es als eine Art der Askese, sonlange es freiwillig und ohne Zwang eingehalten wird. Wir legen aber im Gegensatz zur römisch-katholischen Kirche und auch den orthodoxen Kirchen dies keinem Kleriker auf. Dahingehend empfehlen wir durchaus das Zölibat den Priestern und Klerikern, die alle Folgen, den Sinn und die dazu nötigen Einstellungen "fassen" können, haben aber auch nichts gegen jene, denen es nicht gegeben ist und die heiraten wollen oder verheiratet sind. Alle unsere Kleriker dürfen also heiraten oder verheiratet sein In dieser Tradition standen übrigens auch schon die Celi De in den alten iroschottischen Monasterien und auch heutige frei- und altkatholische, anglikanische und reformierte Priester und Bischöfe dürfen verheiratet sein. Warum auch nicht? Wie später aufgeführt äußert selbst die röm. kath. Kirche Zweifel an der Legitimität des auferlegten Zölibates und des Verbotes einer Heirat (nicht an ihm selbst). Auf der anderen Seite fördern wir in guter Tradition auch diese, die gern ehelos bleiben möchten oder das Ideal des reinen Mönchtums leben möchten, sofern sie diesen auch einhalten.

Bibelstellen im neuen Testament

Zu dieser Frage bemühen wir uns um das Matthäusevangelium, speziell aber Petrus, der ja als Fels der Kirche gilt. Jener Petrus (oder Kephas) war aber zu Jesu Lebzeiten verheiratet, siehe folgende Bibelstelle in Matthäus 8,14:

"Jesus ging in das Haus des Petrus und sah, dass dessen Schwiegermutter im Bett lag und Fieber hatte.." <ref> vgl. http://www.bibleserver.com/text/EU/Matth%C3%A4us8 Stand 9.12.2014 22:47</ref>

Im neuen Testament und allen 4 Evangelien steht nichts davon, das die Apostel (als Vorfahren der Bischöfe) ehelos gewesen wären. Es war unter gläubigen Juden durchaus üblich (und ist es immer noch), das diese verheiratet sind! Ebenso ist bis heute nicht klar gesichert, ob Jesus nicht doch selbst verheiratet oder ledig war.

Warum aber steht dennoch das Zölibat als eine der alten Traditionen hoch im Ansehen? Wir wollen dazu das Herrenwort in Mt 19,11 untersuchen ("„Nicht alle fassen dies [das Ledigsein], sondern nur die, denen es gegeben ist."), , das hierfür neben dem Vers Mt 19,12

Denn es ist so: Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht und manche haben sich selbst dazu gemacht - um des Himmelreiches willen. Wer das erfassen kann, der erfasse es.<ref> vgl. http://www.bibleserver.com/text/EU/Matthäus19,12 Stand 9.12.2014 22:39</ref>

gern zu Rate gezogen wird. Es stimmt, das Jesus die Ehelosigkeit offenbar als etwas "Höheres" ansah, zumal dann noch, wenn sie um des Himmelsreich wegen gegeben wird. Allerdings betont er mehr oder minder auch, das dies "eine Gabe" sei und nicht etwa eine Anordnung oder gar eine Pflicht. Dies geht aus den verwendeten Ausdrücken hervor, nämlich das griechische lógos besitzt gleich mehrere Doppelbedeutungen, wie etwa Sinn, Vernunft, Inhalt, aber auch Lehrsatz. Das gleichbedeutende Wort lautet im Hebräischen dabár oder debiráh, welches gemein mit „Wort“ und „Sache“ übersetzt werden kann. Wir gehen von der "Sache" des Ledigsein aus, welche nicht jedem gegeben ist. Andererseits kann "fassen" auch darauf hindeuten, das dies nicht von jedem zu begreifen ist, im Sinne von "erfassen" oder das nicht jeder vom freiwilligen Verzicht so beseelt ist, das er davon erfasst würde. Dies klingt doch weit eher nach einer Empfehlung (und zwar einer freiwilligen), als nach einem Zwang. Mehr ist also aus Jesu eigenen Worten nicht abzuleiten.

Bibelstellen in den Apostelbriefen

Das er das aber auch nach dem Tode von Jesus verheiratet blieb lesen wir im 1. Korintherbrief 9,5:

"Haben wir nicht das Recht, eine gläubige Frau mitzunehmen, wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und wie Kephas?" <ref> vgl. http://www.bibleserver.com/text/EU/1.Korinther9 Stand 9.12.2014 22:45</ref>

Auch im 1. Brief des Paulus an Timotheus 3, 1-5 lesen wir

"Wer das Amt eines Bischofs anstrebt, der strebt nach einer großen Aufgabe. Deshalb soll der Bischof ein Mann ohne Tadel sein, nur einmal verheiratet [...] Er soll ein guter Familienvater sein und seine Kinder zu Gehorsam und allem Anstand erziehen. Wer seinem eigenen Hauswesen nicht vorstehen kann, wie soll der für die Kirche Gottes sorgen?" <ref> vgl. http://www.bibleserver.com/text/EU/1.Timotheus3 Stand 9.12.2014 22:42</ref>

Angeblich wären laut einigen Theologen damit Gemeindevorsteher gemeint, da aber zur damaligen Zeit Vorsteher und Bischöfe (Episcopi) identisch waren, dürfte sich das tatsächlich auf Bischöfe und natürlich Priester erstrecken. In der heutigen Zeit gilt das nach wie vor für Priester der orthodoxen Kirche. Wir gehen also davon aus, das die Apostel (und somit wohl auch die Bischöfe als deren Nachfahren) sehr wohl verheiratet waren oder sein durften.

Zölibat in der alten Kirche

In den ersten Jahrhunderten gab es keine Einschänkungen, es gab die Verfechter der Ehelosigkeit ebenso wie Verheiratete. Zunehmend setzte sich jedoch eine gewisse Strömung für das Zölibat besonders im römischen Reich durch. Papst Kalixt der Erste (227 – 222) weigerte sich noch, verheiratete Geistliche zu verdammen, etwas später auf der Synode von Elvira in Spanien zwischen 295 und 314 wurde im Kanon 33 bestimmt, das sich Bischof, Priester, Diakon und alle Kleriker keusch zu verhalten hätten, nämlich

"sich des ehelichen Verkehrs mit ihren Ehefrauen zu enthalten und keine Kinder mehr zu zeugen"

Grund für diese Regelung waren vordringlich Ketzerehen und Ehen mit Juden, die man aus Erwägungen gegen heidnische Einflüsse unterbinden wollte. Dies schloß zwar kein Verbot der Priesterehe ein, doch wurde auf dem Konzil von Nizea 325 aufgrund dieser Kanones im Kanon Nr. 3 entschieden, das in einem Priesterhaushalt nur Personen leben durften, die über jedem Verdacht erhaben waren und keine jüngeren, speziell unverheirateten Frauen (subintroduces). Diese Entscheidung ob dies auf Ehefrauen zutraf blieb also jedem Einzelnen überlassen. Ambrosius forderte noch im 4. Jahrhundert die Enthaltsamkeit der Priester, welche auf der Synode von Orange in das Priestergelübte eingeschlossen wurde. Damit war zwar der Zölibat zwar praktisch in Kraft, doch hielten sich nicht viele Priester und auch nur wenige Päpste daran.

Ein Papst, der z.B. direkter Nachfolger seines Vaters Anastasius (399-401) wurde war Innozenz der Erste (402 bis 417) <ref>vgl. siehe http://www.rp-online.de/politik/ausland/rekorde-und-kuriositaeten-aus-der-geschichte-aid-1.1604348 Stand: 5.12.2014 19:58</ref>

Papst Leo der Erste riet seinen Klerikern im 5. Jahrhundert, das sie die "Josephsehe" führen konnten d.h. heiraten, aber ohne sexuelle Kontakte bleiben sollten. Im 7. Jahrhundert bestimmte Papst Gregor der Erste das seine Kleriker Tage ihrer Weihe an ihre Ehefrauen nur noch wie Schwestern lieben sollten.

Im entfernten Schottland und Irland lebten zu dieser Zeit in den iroschottischen Monasterien Ledige und Verheiratete im gleichen Kloster, Dies war natürlich der römischen Kirche (nebst anderen Eigenarten) ein fortwährendes Ärgernis.

Zölibat im Mittelalter

Selbst Bonifatius drohte im 8. Jahrhundert mit harten Strafen, was die meisten Geistlichen, darunter Päpste, nicht hinderte bis ins späte 10. und 11. Jahrhundert Konkubinen und Mätressen in der sogenannten Pornokratie ("Hurenherrschaft") zu halten. Auf der Synode von Pavia im Jahre 1022 wurde darob schließlich der Zölibat als Gesetz festgelegt und auf dem 2. Laterankonzil in 1139 entgültig für alle Kleriker bestätigt und mit der Exkommunikation bedroht.

Anmerkung: Zu dieser Zeit vor dem 2. Lateran und der Synode von Pavia war die keltische Kirche quasi größtenteils bereits in die römische Kirche assimiliert bzw. in Gemeinden eigenständig und von Rom getrennt, da bereits bei der Synode von Whitby die Eigenständigkeit dieses Teils der keltischen Kirche aufgegeben wurde und die Einfälle der Wikinger die meisten keltischen Klöster zerstörten. Aus diesem Grunde besitzt das Zölibat für die KKD nicht diese enge Bedeutung, die es für Rom verständlicherweise hatte, ohne den Zölibat als Möglichkeit der Askese gänzlich abzulehnen.

In den ersten 1200 Jahren des Bestehens der Kirche waren Priester, Bischöfe und -man bedenke- sogar 39 Päpste verheiratet. <ref> vgl. 3. Kelly, J. N. D. Oxford Dictionary of Popes. New York, Oxford Press. 1986.</ref> Siehe hierzu auch den Artikel in der Wikipedia "Verheiratete Päpste" <ref> vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Verheiratete_Päpste Stand 10.12.2014 um 12:32</ref> . Noch im 16. Jahrhundert hatten die Päpste Julius III, Paul III und Gregory XIII sexuelle Beziehungen und daraus resultierende Kinder, interessanterweise betrafen dies auch andere, kinderlose Päpste wie Leo X und Julius III die aber -Geschichtsforschern nach- vermutlich homosexuell waren. <ref> http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_sexually_active_popes Stand 10.12.2014 14:20</ref>. Seit 1585 (d.h. also nach der Reformation) aber ist kein Papst mehr bekannt, dem Beziehungen nachgewiesen werden konnten.

In Österreich und anderen Randgebieten gabe es dennoch weiterhin auch im 13. Jahrhundert viele unehelische Kinder von Bischöfen (Heinrich von Basel hinterließ 20 Kinder, Heinrich von Lüttich gar 61). Die Liste ließe sich bis heute weiterführen, obgleich es weitere Konzile als Dekrete festlegten (Decretum Gratiani in 1142), selbst das berühmte Konzil von Trient bekräftigte nochmals diese Haltung.

Zölibat in der Reformation

Auch in späterer Folge wurde der Zölibat nicht wirklich eingehalten. Selbst Päpste hatten ihre Konkubinen, bzw. Beziehungen zu Frauen, mit denen sie Kinder gezeugt haben. Bereits in vorreformatorischer Zeit im 14. Jahrhundert in England vertrat der Pfarrer Wyclif die Aufhebung des Zölibats, seine Thesen verbreiteten sich zusehends. Die Reformation im 16. Jahrhundert und die entgültige Abspaltung der reformatorischen Kirchen und der anglikanischen Kirche brachten u.a. in jenen eine Aufhebung des Zölibats mit sich.

Heutiges Zölibat

Das 2. vatikanische Konzil räumte durchaus im Priesterdekret Nr. 16 ausdrücklich einräumte, dass die Ehelosigkeit nicht vom Wesen des Priestertums gefordert ist, wohl aber aus Traditiongründen -und sei es noch so falsch- beibehalten werden sollte. Papst Johannes Paul II. bestätigte diese Haltung 1993 <ref> vgl. Time Magazine. July 1993.</ref>. Doch -es muß nochmals gesagt werden- der Zölibat ist ein Kirchengesetz und nicht ein Dogma. Er kann in jeder Kirche durch Beschluß der Führung jederzeit geändert werden, bei uns hingegen ist der Zölibat aufgrund der Kirchengeschichte eine Option der Askes und kein Gesetz, welches wir aufrecht erhalten können. Allerdings sollte sich (als Empfehlung unserer Kirche) jeder Kleriker -sofern er mit einer Frau zusammenlebt- ordnungsgemäß an sie binden d.h. zumindest verloben, besser aber heiraten.

Siehe auch

siehe auch

Quellenhinweis und Zitate

<references />