Jahreskreis
Inhaltsverzeichnis
Anzahl der Namenstage/lokale Feste
Der Tradition halber richtet sich die keltische Kirche heute bei den Festen nach dem katholischen Kirchenjahr, in das bereits im Frühmittelalter vor allem in Westeuropa einige irische Feste aufgenommen wurden. Hier gibt es auch noch zusätzliche Tage, Bezeichnungen und Traditionen, die in die christliche Kirche, besonders aber jene Irlands und Schottlands Einzug fanden. Auf diese kommen wir hier zu sprechen.
Die Heiligen
Wie man den Kelten in vorchristlicher Zeit zusprach, dass sie mehr Götter als Tage im Jahr besaßen, so gilt prinzipiell auch heute in christlicher Zeit für die keltischen Heiligen: Es sind sehr viele und dementsprechend viele lokale Feste gibt es. Eine Übersicht findet man bei uns auf der Webseite unter Keltische Feiertage.
Vorchristliche Kalender und Berechnung der Festzeiten
Die Bestimmung der Jahreszeiten und der Mondphasen diente unseren Vorfahren als wichtige Bedingungen für das Vorbereiten des Bodens, die Aussaat und natürlich die rechtzeitige Ernte. Sie markierten schon immer die Zeiten, an denen die Tag- und Nachtgleichen, Mittsommer und -winter und die Jahreszeiten begannen. In der keltischen Kultur sind diese Zeitpunkte bis Heute bekannt und auch ins Christentum übernommen und mit christlichen Feiertagen verbunden worden. Berechnet wurden sie anhand von Peil- und Beobachtungspunkten, die ihrerseits viele tausend Jahre schon bestanden. In der Antike wurden die ersten Kalender (rechts ein Ausschnitt aus dem Colignykalender) reschaffen, dessen Bezeichnungen allerdings immer noch teilweise recht spekulativ sind. Aus den ältesten Berichten wissen wir, dass für die keltischen Gallier das nächste Datum bereits mit der Nacht begann und ihre Monate immer mit dem 6ten Tag nach Neumond. Die römische Darstellung des Kalenders von Coligny zeigt dabei 12 Monate, die in MAT und ANMAT (=gut bzw. schlecht, vgl. bretonische und irische Schreibweise Mat und Maith) <ref> Siehe Christian-Joseph Guyonvarc'h und Françoise Le Roux , The Druids , Universität Ouest-France, coll. "Aus der Erinnerung des Menschen: Geschichte", Rennes, 1986 ( ISBN 2-85882-920-9 ) auf Seite S.535 </ref>. unterteilt sind und zur Synchronisierung mit der Dauer des Sonnenjahres alle 2,5 Jahre um einen 13ten Schaltmonat ergänzt werden. Desweiteren findet man auf diesem Kalender Wörter, bei denen es sich vielleicht um Monatsnamen handeln könnte. Allerdings ist damit nicht klar, welche Monate und Jahreszeiten sie bezeichnen und vor allem, welche Feste in diesen Monaten gefeiert werden.
Bestimmung der Zeitpunkte
So ist zu erklären, das gerade das keltische Christentum einen natürlichen Bezug zu den vorchristlichen Bauwerken wie Steinkreisen, Menhiren und Hügeln besitzt, denn jene wurden auch nach die für Berechnung gewisser Zeitpunkte wichtigen astronomischen Daten ausgerichtet, was natürlich deren Bestimmung und gerade der christlichen Feiertage sehr erleichterte, die sich auch (wie die jüdischen Feste) nach den Monddaten und Sonnenwenden/Tag- und Nachtgleichen richteten. Wer hier entgegnet, das sich der Gregorianische Kalender offenbar nach der Sonne richtet, möge wohl nachschlagen können, das der gesamte Osterfestkreis (Fastnacht bis Himmelfahrt) nach dem jüdischen Mondkalender berechnet berechnet wird. Die Festzeiten im Sommer und Herbst greifen zumeist volkstümliche Traditionen auf und wurden erst im Mittelalter oder der Neuzeit kirchlich besonders gefördert.
Die keltischen Jahreskreisfeste
Aus der Antike sind ein paar Festtermine im römischen Gallien überliefert. Dazu gehören ein Fest am 1. August (wahrscheinlich mit Bezug zum Kaiser Augustus) und eins für die römisch-gallische Göttin Epona am 18. Dezember. Das Mistelschneiden, das Plinius berichtet, fand zwar am Monatsanfang statt, aber es ist nicht klar in welchem Monat, auch wenn man heute dafür in der Regel die Adventszeit nimmt.
Schränkt man die Auswahl auf die wichtigsten, die hohen Feste der keltischen Länder, ein und lässt die höchsten Feste der Christen wie Ostern, Weihnachten und Pfingsten einmal bei Seite, so rücken die überlieferten und teilweise bei heutigen "Neokelten" auch gefeierten 4 Jahreskreisfeste Imbolc, Beltane. Lugnasad und Samhain in den Blickpunkt. Die Wichtigsten begrenzen sich den Professoren Le Roux und Guyonvarc/Markale nach allerdings auch wieder auf die letzteren Drei, während das erstere Fest (Imbolc) eher untergeordnete Bedeutung besaß. Als die iroschottische Kirche im 7. (England), 9. (Wales) und 12. Jahrhundert in die römisch-katholische integriert wurde, verbanden sich auch die irischen Feste mit römischen und wurden – vermutlich auch im Zusammenhang mit der Germanenmission – überall in Europa verbindlich: Imbolc mit Lichtmess (7. Jh), Beltane mit Walpurgis(9. Jh) und Samhain mit Allerheiligen (9. Jh). Lugnasad liegt zumindest in der Nähe einiger Heiliger, wie zum Beispiel St. Germanus. Diese Vielzahl der Feste findet sich also -unbeschadet der vorgenannten Feste- auch bei den Sonnenwenden/Tag- und Nachtgleichen im Christentum wieder: Feste wurden natürlich auch gerne in die Nähe "alter" Feste gelegt, es erleichterte die Akzeptanz und zuweilen auch die Berechnung.
Vielleicht finden sich Spuren vorchristlicher Feste Westeuropas noch in den altrömischen Marsfesten am 12.Mai, 1.August und 15.Oktober, weil diese Feste auf oder bei wichtigen Jahreszeit-Terminen der Gallier, Franken und Alemannen liegen und Mars in den gallischen und germanischen Provinzen besonders wichtig war, bevor er durch den Heiligen Martin von Tours ersetzt wurde. Dazu gehören die Feste der Missionare Patrick (17.3.) und Gallus (16.10.), denn der fränkische Sommer reichte von Gertrud (17.3.) bis zum Winterbeginn an Michaelis (28.9.), während sich der alemannische Winterbeginn auf den Gallustag datieren lässt und der 12./13. Mai als Alter Maitag den alten Sommerbeginn widerspiegelt.
Helle und dunkle Zeiten
Die Kelten teilten das Jahr in 2 Hälften, eine helle und eine dunkle Zeit. Der irische Kalender kennt zwei Jahreszeiten mit einer hellen und einer dunklen Jahreshälfte, was an das MAT/ANMAT-Prinzip von Coligny erinnert. Dabei bezeichnen Beltane (1.Mai) das offizielle Ende des Winters und Samhain (1.November) das Ende des Sommers (das Wort "Sam"=Sommer findet sich auch schon im gallischen Coligny-Kalender, aber es ist nicht klar, ob und wenn ja welchen Monat es bezeichnet). In der Mitte der Jahreszeiten liegen dann Imbolc (1.Februar, Mittwinter, zugleich Tag von St.Brigid) und Lugnasad (1.August, Mittsommer, welches immerhin am selben Datum liegt wie das gallische Augustus-Fest!). Es ist nicht möglich, diese Feste auf einen älteren Mondkalender zurückzuführen, da wir nicht wissen, ob der alte irische Mondkalender (einen Sonnenkalender kann man sicherlich ausschließen) den 1ten Monatstag mit Neumond (wie in den meisten Mondkalendern), Vollmond (wie z.B. in Skandinavien) oder einige Tage nach Neumond (wie im ebenfalls keltischen Gallien) begann. Heiraten war von Mai bis Ende Oktober empfohlen, in der dunklen Zeit war dies meist auch wetterbedingt nicht zu empfehlen. Da in einer bäuerlichen Umgebung das Leben (und die Fischerei) sich außerhalb des Hauses (nebst Besuchen) meist Anfangs Sommer bis Ende Herbst abspielte, hielt sich die Tradition in Schottland und Irland bis in die heutige Zeit.
- Beltane und Lugnasad
(welches in der Bretagne als Petrus in Ketten gefeiert wird) markieren hierbei die wichtigsten Wendepunkte im Sommerhalbjahr, die Zeitpunkte für Ernte, Saat und Einlagerung. An diesen Zeitpunkten wurden auch Hochzeiten und Verlobungen von altersher durchgeführt. In der heutigen Zeit, mit modernen Kirchen und Unterkünften kann natürlich auch jederzeit geheiratet werden.
- Samhain,
das heutige Allerheiligen, das traditionsgemäß am Vorabend als „Halloween“ (All Hallows Eve = Allerheiligenabend) gefeiert wird, gilt als "keltisches Neujahrsfest" und leitet die "dunkle Zeit" des Winters ein. Zur vorchristlichen Zeit wurde bei Versammlungen zu dieser Zeit die Stammeszählung (eine Art früher Volkszählung) durchgeführt, wer nicht erschien, galt als verstorben. Aus diesen Gründen dürfte es sich naheliegend auch als Totenfest etabliert haben, als Fest „zwischen den Zeiten“, an dem die Schleier und Verbindungen zur Totenwelt dünn sind<ref>Siehe Christian-Joseph Guyonvarc'h und Françoise Le Roux , The Druids , Universität Ouest-France, coll. "Aus der Erinnerung des Menschen: Geschichte", Rennes, 1986 ( ISBN 2-85882-920-9 ) auf Seite S.321 </ref>. In dieser dunkelsten Zeit des Jahres hielt sich die Sage von sog. Fairies, die zuweilen gern Leute in die irischen Feenhügel entführten. Anders als die vorgenannten Hauptfeste fällt das Fest
- Imbolc auf den Festtag von St. Briged, der heiligen Brigitte, ins eher kalte Frühjahr. In vorchristlicher Zeit war es wohl laut Le Roux ein Frühlingsfest <ref>Siehe Christian-Joseph Guyonvarc'h und Françoise Le Roux , The Druids , Universität Ouest-France, coll. "Aus der Erinnerung des Menschen: Geschichte", Rennes, 1986 ( ISBN 2-85882-920-9 ) auf Seite S.294 </ref>., an dem die damalige Brigid ihren „grünen Mantel“ über das Land breitete und die ersten Lämmer wieder Milch gaben. Dieser Tag ist ein schönes Beispiel dafür, wie vorchristliches Gut und Christentum friedlich zueinander fanden.
Siehe auch
Quellenangabe
<references />